
Montag
Gleich zu Wochenbeginn fanden anlässlich des 9. Novembers 1938, der Pogromnacht, zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. So auch in Ratingen. In Anwesenheit der Vertreter des Jüdischen Kulturvereins Ratingen und des Geschäftsführers des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein Michael Rubinstein fanden Bürgermeister Pesch, der Vorsitzende des Jüdischen Kulturvereins Friedman und Herr Rubinstein mahnende Worte das Geschehene zu erinnern und auch für künftige Generationen im kollektiven Gedächtnis zu bewahren. Im Anschluss an die Feierstunde wurden auf dem ehemaligen Jüdischen Friedhof von Ratingen Kränze niedergelegt und das Kaddisch (den Meisten als jüdisches Totengebet bekannt) gesprochen.
Der Tag endete mit den üblichen Sitzungen der Ratinger Ratsfraktion der SPD.
Dienstag & Mittwoch
Am nächsten Morgen fuhr ich zunächst kurz in den Landtag, um noch einige Dinge zu erledigen. Von dort ging es dann für die nächsten zwei Tage nach Hagen zu einer Klausurtagung des Arbeitskreises des Ausschusses für Innovation, Wissenschaft und Forschung der Landtagsfraktion. Im Laufe der zwei Tage wurden die Arbeitsinhalte für den Rest der Legislaturperiode analysiert und Zuständigkeiten innerhalb des Arbeitskreises verteilt. Ich werde weiterhin u.a. für die Schnittstelle von Wissenschaft und Wirtschaft zuständig sein.
Donnerstag
Der Donnerstag startete mit einer Sitzung des Arbeitskreises Hauptausschuss im Landtag. Als Sprecherin in diesem Ausschuss für meine Fraktion hatte ich die Arbeitskreissitzung vorzubereiten und dafür zu sorgen, dass gegebenenfalls weitere Fachleute hinzugezogen werden. Dieses Mal beschäftigten wir uns sowohl mit den in der kommenden Woche anstehenden Sitzungen, eine Anhörung zum 17. Rundfunkstaatsvertrag und der sich anschließenden regulären Ausschusssitzung.
Rechtzeitig zurück in Ratingen um beim Gratulationsempfang des Prinzenpaares dabei zu sein, genoss ich dann den Abend. Wie schon in den vergangenen Jahren hatte ich auch dieses Mal meine Gratulation in Reime verpackt. Als Geschenk überreichte ich den Kalender 2016 von Jacques Tilly anlässlich des 70. Geburtstages unseres Bundeslandes. Tilly, der bekannte Düsseldorfer Wagenbauer, stellt in diesem Kalender auf seine Art die Regionen und Menschen Nordrhein-Westfalens vor.
Am Ende des Abends war ich um drei Orden reicher und ganz schön müde.
Freitag
Für den nächsten Tag hatte ich gemeinsam mit meinem Mitarbeiter aus dem Landtag, Nils Jax, eine Tour durch die Redaktionen in meinem Wahlkreis vorbereitet. Wir starteten die Besuchstour in Ratingen bei der Rheinischen Post und endeten schließlich beim Stadtanzeiger Velbert/Heiligenhaus in Velbert. Neben den Gesprächen in den Redaktionen konnte auf diese Art und Weise mein Mitarbeiter den Wahlkreis kennenlernen. Das Mittagessen nutzten wir zu einem Treffen mit meinem zweiten Mitarbeiter, Ralf Hoffmann, der im Ratinger Wahlkreisbüro seinen Arbeitsplatz hat. Da Ralf Hoffmann in Heiligenhaus wohnt, ist über ihn stets eine Verbindung nach Heiligenhaus gewährleistet.
Eigentlich sollte dieser Freitag, der 13. ganz entspannt enden. Doch plötzlich war nichts mehr wie vorher. Während des Spiels der deutschen Fußballnationalmannschaft in Paris waren Detonationen zu hören und bald stellte sich heraus, dass es sich um einen terroristischen Anschlag handelte. Das volle Ausmaß des Geschehens wurde erst nach und nach bekannt. Wie gebannt verharrten mein Mann und ich vor dem Fernsehapparat um Näheres zu erfahren.
Völlig aufgewühlt und fassungslos gingen wir erst gegen zwei Uhr nachts ins Bett.
Samstag
Auch beim SPD-Landesvorstand, der am nächsten Morgen in Oberhausen tagte, waren die Terroranschläge von Paris das beherrschende Thema. Wir alle waren (und sind es noch) völlig entsetzt, welch blinder Hass in diesen abscheulichen Taten zum Ausdruck kommt und denken an die vielen Toten und Verletzten sowie ihre Familien.
Der im Anschluss an den Landesvorstand stattfindende Zukunftskonvent der SPD.NRW hatte als zentrales Thema „Wirtschaft 4.0“, also wie sich unsere Wirtschaft und unsere Arbeitsplätze angesichts der 4.technologischen Revolution, der Digitalisierung unserer Welt, verändern. Gemeinsam mit Experten wurde das Thema in mehreren Foren von unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.

Zurück in Ratingen stand eine schwierige Entscheidung an. Am Abend sollte der Ratinger Hoppeditz seine alljährliche Rede halten und außerdem das Prinzenpaar gekrönt werden. Für mich stellte sich die Frage: Ist es richtig angesichts der Ereignisse des Vorabends an einer solch heiteren Veranstaltung teilzunehmen? Ich habe lange überlegt und bin schließlich zu dem Entschluss gekommen: ‚Ja, ich gehe hin‘.
Spätestens bei der Rede des Hoppeditz (hier eigentlich Hoppeditzin) wusste ich, meine Entscheidung war richtig. Diese Rede war kein Klamauk, sondern u.a. ein Appell an unsere Verantwortung im Umgang mit den Flüchtlingen in unserem Land. Hier, in der Hoppeditz-Rede, wurden die oft beschworenen Werte unserer Gesellschaft zum Ausdruck gebracht. Katrin Hoffmann als Hoppeditz(in) gebührt großer Respekt und Dank für diese Rede! Ich hätte mir nur gewünscht, dass mehr Leute im Saal ihr ihre Aufmerksamkeit geschenkt hätten.
Der Rest des Abends war der Inthronisation des neuen Prinzenpaares gewidmet. Mit Bravour haben die Beiden ihren ersten großen Auftritt gemeistert.
Da die Ratinger Lions an diesem Abend traditionell ihren Adventskalender im Foyer der Stadthalle verkaufen, und ich meinen Mann dabei immer unterstütze, kamen wir schließlich erst gegen zwei Uhr nachts nach Hause und brauchten dann noch eine Weile, bis wir schlafen konnten. Zu groß war der Kontrast zwischen dem, was gerade am Vorabend in Paris geschehen war und dem zurückliegenden Abend.
Sonntag
Das späte Zubettgehen hinderte aber nicht daran, am nächsten Morgen bereits um neun Uhr auf dem Tennisplatz zu stehen und das letzte Mal in dieser Saison draußen ein Training zu absolvieren. Gut durchgelüftet startete ich in den Tag.
Da es sich um den Volkstrauertag handelte, fand, wie in jedem Jahr, eine Feierstunde zum Gedenken an die Toten durch Krieg, Verfolgung und Flucht im Ratinger Stadttheater statt. Der Ratinger Bürgermeister fand gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse die passenden Worte. Besonders beeindruckend war eine Lesung von Schülern und einer Schülerin des Kopernikus-Gymnasiums Ratingen-Lintorf, die das kurze Leben eines jungen Mannes aus Flensburg während der Zeit des Nationalsozialismus zum Inhalt hatte. Das abschließende Lied von Udo Lindenberg „Wozu sind Kriege da“ führte den Anwesenden aus der Sicht eines zehn Jährigen die Sinnlosigkeit von Kriegen noch einmal vor Augen.