Wochenbericht vom 15. September bis zum 21. September 2014

Abflug in die TürkeiBereits am Sonntag, den 14. September war ich mit dem Wirtschaftsausschuss des Landtages unter Begleitung von Vertretern von NRW.Invest und NRW.International zu unserer einwöchigen Türkeireise nach Istanbul aufgebrochen.

Nachdem wir am Vorabend eine kurze Einführung zur aktuellen Lage, sowie zu unseren geplanten Terminen bekommen hatten, statteten wir am Montagmorgen zunächst dem Deutschen Generalkonsul in Istanbul einen Besuch ab. Hier fand noch einmal ein ausführliches Briefing zur aktuellen politischen und wirtschaftlichen Situation des Landes statt. Danach ging es zur Industriekammer Istanbul (ISO).

Hier hatten wir endlich die Gelegenheit mit türkischen Wirtschaftsvertretern zu sprechen. Im Mittelpunkt standen die wechselseitigen Beziehungen von NRW und der Türkei. Es gibt sehr gute Handelsbeziehungen, allerdings wäre es aus türkischer Sicht wünschenswert, wenn die Handelsbilanz ausgeglichener wäre. Als großes Industrieland exportiert NRW deutlich mehr in die Türkei als es importiert.

Leider war wie immer viel zu wenig Zeit, um die Gespräche noch zu vertiefen.

Es bestand vielmehr die große Herausforderung, dass der Bus uns zwischen lauter Staus (Istanbul hat 15 Mio Einwohner) rechtzeitig zum nächsten Termin brachte. Was prompt schief ging. Statt der geplanten 1,5 Stunden Fahrzeit brauchten wir deutlich mehr.

Umso interessanter war die Besichtigung der Firma TADIM. Sie ist spezialisiert auf den Handel mit Trockenfrüchten und Nüssen und ist gerade dabei, eine Niederlassung in NRW zu bauen. Wir konnten uns vom hohen Standard des Unternehmens überzeugen. Umso erfreulicher ist es, dass künftig in Emsdetten neue Arbeitsplätze entstehen.

Mit diesem Besuch war der erste Tag in der Türkei beendet und nach entsprechend langer Rückfahrt ins Hotel waren alle ganz froh, als wir schließlich gegen 21 Uhr etwas essen konnten.

Am Dienstagmorgen hatten wir uns den Besuch der neuen Türkisch-Deutschen Hochschule  vorgenommen. Etwas außerhalb der städtischen Hektik liegt der neue Campus in einer überraschend grünen Gegend, aber trotzdem noch mitten in Istanbul auf der asiatischen Seite der Stadt. Die Hochschulleitung erläuterte uns die Ausbaupläne der Hochschule, die schon ihren Betrieb aufgenommen hat.

Von der Hochschule im Grünen ging‘s dann in den Istanbuler Untergrund zur Außenstelle des Tunnelprojektes MARMARAY.  Die Stadt Istanbul ist dabei durch U-Bahnbauten sowie weitere Anstrengungen (eine weitere Brücke, ein Straßentunnel) ihre schwierige Verkehrssituation zu mildern.

Diese und weitere Projekte wurden uns auch im Anschluss beim Besuch der Vereinigung der Transportunternehmen erläutert. Aber insbesondere der große Wunsch Erleichterungen bei Transporten in die EU wurde immer wieder nachdrücklich vorgetragen. Ein Wunsch, den wir als Landespolitiker nicht unmittelbar beeinflussen können.

Der anschließende Besuch bei einem türkischen Medienkonzern war der einzig enttäuschende Programmpunkt auf unserer Reise. Waren wir doch keine Touristengruppe, die mal einen Fernsehsender von innen sehen wollte. Unser eigentliches Anliegen über den Wirtschaftsfaktor Medien zu sprechen, konnte mangels kompetenten Gesprächspartners nicht erfüllt werden.

Dafür entschädigte das anschließende Gespräch bei der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer. Den Abschluss des Tages bildete ein Empfang des Deutschen Generalkonsuls in der alten Sommerresidenz des ehemals in Istanbul ansässigen Deutschen Botschafters. Hier trafen wir beim Essen mit Vertretern von NRW-Unternehmen mit Engagement in der Türkei zusammen.

Am nächsten Morgen fuhren wir, nachdem wir in unserem Hotel ausgecheckt hatten, zunächst zur Fa WILO, einem deutschen Pumpenhersteller. Hier konnten wir nach einem einführenden Vortrag das Werk besichtigen und uns einen Eindruck  von der Niederlassung verschaffen.

Auf dem Weg nach Bursa, dem zweiten Übernachtungsort unserer Türkeireise, hatten wir noch die Gelegenheit eine weitere Firma zu besichtigen, das Unternehmen AUNDE. Ein Unternehmen mit dem wahrscheinlich schon viele von uns in Kontakt gekommen sind. AUNDE stellt die Bezüge von Autositzen her, aber auch teilweise ganze Autositze oder auch die Innenverkleidung von Autos. Da sie für viele bekannte Marken arbeiten, wird wahrscheinlich schon jeder auf einem Sitz dieses Unternehmens gesessen haben. Ein hoch modernes Unternehmen, was sich in einer Freihandelszone angesiedelt hat. Ein Vorgehen, das häufig in der Türkei anzutreffen ist. Insbesondere dann, wenn der Großteil der produzierten Waren exportiert wird.

Von AUNDE aus ging es schließlich am Abend ins Hotel nach Bursa. Diesmal hatten wir den Abend zur freien Verfügung. Ich nutzte ihn, um gemeinsam mit einigen der Reisegruppe die Altstadt zu erkunden.

Am Donnerstagmorgen hieß es auschecken zur Abfahrt nach Izmir. Dann folgte eine lange Reise über Land vorbei an Soma, was noch immer an den Folgen des schrecklichen Bergwerkunglücks leidet und an Pergamon, dessen gleichnamiger Altar in Berlin im Museum zu besichtigen ist.

In Izmir wandten wir uns mit dem Besuch bei NORDEX einem ganz neuen Unternehmenszweig zu. Die Firma produziert bekanntermaßen Windräder und ist inzwischen auch in der Türkei recht erfolgreich.

Nach einem kurzen Zwischenstopp am Hotel zum Einchecken, ging es dann glücklicherweise zu Fuß zu einem gemeinsamen Abendessen mit dem Deutschen Generalkonsul von Izmir. Auch hier standen Briefing und die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage wieder im Vordergrund des Abends.

Am letzten Arbeitstag der Türkeireise hatten wir zunächst ein Treffen mit der Wirtschaftsförderung Izmir. Von dort fuhren wir weiter zum Technologiezentrum Izmir. Ein Zentrum, in dem sowohl eine neue Universität, als auch Unternehmen, als auch von Unternehmen geförderte Start-Up-Center angesiedelt sind. Ein riesiges Areal mit allem, was man sich für eine Hochschule wünschen kann. Ob allerdings eine derartige Verquickung von Universität und Wirtschaft immer die Unabhängigkeit der Forschung garantieren kann, wage ich zu bezweifeln.

Zum Abschluss hatten wir noch die Gelegenheit einen Industriepark zu besichtigen. Die dort ansässigen Unternehmen entscheiden gemeinschaftlich mittels eines gewählten Vorstandes, wer sich im Industriepark ansiedeln darf. Sie betreiben auch sogenannte Gemeinflächen, wie z.B. Schwimmbad, Sportplätze, Moschee.

Mit der Besichtigung des Industrieparks war dann der letzte Programmpunkt unserer Reise abgeschlossen. Die kurze Zeit bis zum gemeinsamen letzten Abendessen habe ich zusammen mit einigen Kollegen genutzt, um mir den Basar von Izmir anzuschauen. Ein lohnenswerter Besuch.

Am Samstagmorgen ging es wieder zurück nach Deutschland. Es war eine sehr interessante Reise, von der wir nicht nur zahlreiche Visitenkarten, sondern auch eine Menge interessanter Anstöße mitgebracht haben.

Den Sonntag habe ich genutzt um den Infekt auszukurieren, den ich mir als unerwünschtes Mitbringsel eingefangen habe.